Dienstag, 18. November 2008

Verlieren und gewinnen der Würde

Die roten Rosen in Nachbars Garten halten tapfer ihre Stellung über der Dunjahecke, die Blüte direkt zu mir gerichtet - oder wohl doch nicht, denn die blühenden, jungen, gelben Dahlien in meinem Garten strecken ihre Köpfe neckisch hinweg über die Strasse zu diesen trostlosen Überbleibsel gegenüber, zu der Königin der Blumen, den Rosen die einen Überlebenskampf gegen die Zeit ausfechten. Verlierer und Sieger - entschieden hat die Zeit!
Diese Rosen ärgern mich. Warum können sie nicht in Würde ihrem Ende entgegensehen, wie zum Beispiel mein Apfelbaum, der mit jedem Windstoss die Blätter gehen und tanzen lässt, aber trotzdem immer noch eine Augenweide ist. Dem Regen, dem Nebel, der Kälte, ja sogar dem Schnee lächelt er entgegen, steht da und lässt sich nicht aus seiner Gemütlichkeit reissen. Gesagt muss dazu noch werden, dass der Stamm des Baumes mit Daumen und Zeigefinger umfasst werden kann, das Bäumchen in etwa dieselbe Höhe wie ich erreicht und es mich seit zwei Umzügen begleitet....
Der Überlebenstrieb ist überall zu beobachten, aber die Auswüchse davon können abstossend wirken. Über äusserliche Behandlungen mit Botoxampullen und anderen, mit demselben Ziel beinhaltenden medizinischen Eingriffen spreche ich gar nicht, das ist was für Talkshows. Doch die geistigen, absurden schon fast kranken Geschwüre, die sich in den Gehirnen so mancher Pensionären befinden, erschrecken und betäuben mich. Bitte lesen Sie jetzt weiter und lassen sie mich erklären! Tatsache ist, dass bei existentiellen Begebenheiten der Tod auch gleich die Wahrheit offenbart. In Afrika ist der Tod von Kindern sehr wohl schmerzlich, das Bedauern aber, wenn ein alter Mensch stirbt, ist grösser. Wer in Afrika alt wird, hat sich unzähligen Gelegenheiten, in denen der Tod nach ihm greifen wollte, widersetzt, gekämpft und ist mit Erfahrung gestärkt, alt geworden - ergo, von ihm kann man viel lernen. In unseren Breitengraden ist es ebenfalls ein Verlust, wenn ein alter Mensch stirbt, doch wirken wir betroffener wenn ein junger Mensch, ein Kind sogar in den Tod gerissen wird. Uns ist dann bewusst, dass der tote Korpus die Welt und das Leben noch vor sich gehabt hat und viele Jahre leben hätte können.

In unserer Gesellschaft wird die Erfahrung von alten Menschen kaum geschätzt, man lebt in einer Zeit, in der man grosse Errungenschaften, schon nur mit dem Computerzeitalter, erreicht hat. Anstelle eines Briefes wird eine Mail geschrieben, anstelle eines Lexikons steht ein schnelles Modem, mit dem man sofort in einer Suchmaschine die Frage abrufen kann - schnell, einfach und bequem. Die alte Generation wird, seien wir ehrlich, als eine Belastung angesehen und nicht als Bereicherung. Man kümmert sich ja schliesslich in Altersheimen um ihre Gebrechen - abgeschoben, aus den Augen aus dem Sinn! Aber was geht in den Opfern der Moderne vor? Ein arbeitsloser Mensch ist im Grunde genau denselben Problemen ausgeliefert, wie mancher Rentner. Ein Vorteil hat der Stellenlose gegenüber einem alten Menschen; seine körperliche Gesundheit. Jedoch wie lösen sie das Problem der Langeweile, was tun sie gegen das Gefühl der Nutzlosigkeit?

Diejenigen von unseren Rentnern, die wie die oben beschriebenen Rosen, gegen ihr Alter ankämpfen, werden verbittert und bösartig - sie bekommen geistige Geschwüre.
Aber die, welche wie der Apfelbaum die Gesetze der Natur akzeptieren, sich ihnen unterwerfen, diejenigen altern in Würde. Lassen auch Sie die Zeit für sich entscheiden und hören Sie zu, wenn die Vernier spricht!

Samstag, 15. November 2008

Seelenfutter

Den Sinn des Lebens zu ergründen, scheint ein Urtrieb seit dem Sündenfall mit dem Apfel zu sein. Viele teilten ihre Erkenntnis mit, so etwa die satirischen Monthy Pythons, Luther mit seiner berüchtigten Bibel, Philosophen mit einem experimentierenden Lebenswandel, Künstler mit Monumentbauanspruch und - last but not least - die Vernier mit komplizierten Gedankenwindungen. Und aus einer zerreissenden Laune heraus, kam ich auf die simple Antwort: Der Sinn des Lebens ist das Sein; das Dasein um unserer Seele Nahrung geben zu können! Und diese Aufgabe ist nicht gleich der Nahrungsaufnahme unserers Körpers, der immerhin noch mit Gelüsten uns zeigen kann, nach was eine Muskelfaser oder das Blut, die Haut, die Augen oder die Organe lechzen. Die Seele ist unserem Handeln ausgeliefert, sie ist die Eminenz im Hintergrund, die beobachtet, zuschaut und wenn's ihr zuviel wird, macht sie sich rar. Dies ist dann ersichtlich, wenn das Gewissen flaut, wenn die einzige Freude, die man empfindet im Geldzufluss liegt und wenn man dem Grössenwahn verfällt und denkt, in der Kette sei der Mensch der Oberste. Da ich mich mit profanen Beispielen nicht lange aufhalten will, spreche ich über diejenigen Menschen, welche noch wissen, was hegen und pflegen von Herzen bedeutet, von denen, die eine gesunde Mischung aus Ratio, Geist und Seele anwenden, um im Leben glücklich sein zu können. Im Laufe des Chronos gilt es den ewigen Schatz - die Seele - zu pflegen, die Verbindung zu ihr immer zu gewähren und sie immer ganz nah bei und in sich zu haben. Allen Widerständen zu trotzen, manchmal auch zu verzichten um ja nicht auf das Karusell der Habgier, der Egomanie und der grauen Monotonie aufzuspringen.

Die Seele der Vernier ist anspruchsvoll; sie gibt mir immer wieder neue Impulsinteressen, denen ich nachgehe, nachging und nach gehen werde - ein Leben mit Reisen, jedoch nicht das Ferienjagen im Flugzeug, sondern das Reisen zu den Erfahrungen der prägenden Falten im Gesicht. In diesem Sinne, öffnen Sie Ihre Seele, schliessen Sie die Dose mit der Antifaltencreme und hören Sie zu, wenn die Vernier spricht!